Zur Verdeutlichung der theoretischen Ausführungen im letzten Teil hier ein Foto der Handstellung in der ersten Lage: Das Handgelenk ist gerade, der Daumen steht ungefähr gegenüber vom Zeigefinger.
Hier ein Foto der Hand in der dritten Lage: Das Handgelenk bleibt gerade, der Daumen ist mit nach oben gewandert. Die Handstellung bleibt dadurch stabil.
Hier ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte: Das Handgelenk ist eingeknickt und macht damit einen Lagenwechsel fast unmöglich, der Daumen steht zu tief und verhindert eine ausreichende Streckung des vierten Fingers.
Bevor wir uns an die ersten Lagenwechsel wagen, benötigen wir noch einige Hinweise zur Ausführung.
Wir rutschen niemals “irgendwie” nach oben oder nach unten. Wir versuchen immer, auf einem bestimmten Finger an der Saite entlang zu gleiten. Die Saite dient dabei als eine Art Führungsschiene, vergleichbar mit einer Gardinenstange, an der ein Vorhang entlanggezogen wird.
Wir nehmen dabei grundsätzlich den zuletzt vor dem Lagenwechsel gespielten Finger, wobei es beim Lagenwechsel aufwärts eine Ausnahme gibt, auf die ich später noch eingehen werde.
Hier ein Beispiel eines Lagenwechsels:
Schauen wir uns den ersten Lagenwechsel einmal genauer an. Korrekt ausgeführt rutschen wir auf dem zuletzt gespielten, dem ersten Finger, in die dritte Lage. Das ist das “g”. Dadurch steht unsere Hand bereits einsatzbereit in der dritten Lage, so dass wir nur noch den vierten Finger fallenlassen müssen.
Dabei ist zu beachten, dass das Rutschen immer auf dem “alten” Bogen geschieht. Erst nach dem Rutschen erfolgt der Bogenwechsel.
Anfangs wird der Lagenwechsel noch sehr deutlich hörbar sein. Das ist völlig normal und zu Übezwecken sogar gut, denn so lässt sich leichter überprüfen, ob der erklingende “Zwischenton”, also unser “g” auch sauber ist. Später kaschieren wir diesen Zwischenton, in dem wir für einen kleinen Moment die Bogengeschwindigkeit reduzieren. Nicht etwa, in dem wir schneller hopsen!
Der zweite Lagenwechsel, der vom “a” bergab zum “e” geht, funktioniert genauso. Wir rutschen auf dem zuletzt gespielten, dem zweiten Finger “a” in die erste Lage zum “f”, wechseln den Bogen und spielen unser “e” mit dem ersten Finger.
Fertig ist unser Lagenwechsel hinauf und sogar wieder herunter. Auf die Noten übertragen sieht das folgendermaßen aus:
Ich habe die Zwischentöne zur Verdeutlichung als Achtel notiert. Ob das jetzt Achtel oder irgendwelche anderen Notenwerte sind, ist dabei völlig unerheblich. Ausschlaggebend ist nur, dass überhaupt ein Zwischenton gegriffen wird und das möglichst fließend und keinesfalls ruckartig.
In der nächsten Folge werden wir uns mit einer Übung von Sevcik beschäftigen, die sich mit genau diesem Lagenwechsel auseinandersetzt.
Mysterium Lagenwechsel Teil 3
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“Dabei ist zu beachten, dass das Rutschen immer auf dem “alten” Bogen geschieht. Erst nach dem Rutschen erfolgt der Bogenwechsel.”
, wenn Du noch mehr zum Bogen beim LW erzählen möchtest, freue ich mich!
Sag mal, ist das wirklich _immer_ so? Ich übe gerade bei meiner “Melodie” den LW erst auf den neuen Bogen zu legen, weil ich vorher 2 Achtel spiele, die sonst so abgerissen klingen, wie ich finde. Für die halbe Note, die folgt, habe ich jetzt den LW quasi als “Eröffnung” (”jetzt kommt ein tolles, langes hohes c”). Ist das ein probates Vorgehen? Oder übe ich mir da gerade was Falsches ein? (also: 2 Achtel im Aufstrich, dann Bogenwechsel-Abstrich-LW- laaanges c)
Du siehst: so kann ich mir meine Bogentechnik im Blog auch erschummeln
Normalerweise geschieht der Lagenwechsel aufwärts auf dem alten Bogen. Ausnahmen gibt es dann, wenn Du z.B. gezielt ein Glissando einbauen willst.
Das hat den Sinn, dass man den Lagenwechsel nicht hört. Wenn Du ihn dagegen auf den neuen Bogen legst, kannst Du ihn schlecht mittendrin stoppen. Das Resultat wird ein hörbarer Lagenwechsel sein.
Wenn Du diesen Lagenwechsel hören willst, ist das durchaus in Ordnung. Ansonsten gilt die Regel:
Strich – Lagenwechsel – neuer Strich.
Hallo, ich sehe hier wird der Daumen gegenüber des Zeigefingers kommentiert…………! Gibt es eine Lehre die den Daumen gegenüber des Mittelfingers sehen will, ist das eine veraltete Methode oder wie erkläre ich mir das……..!??
lg
Herbert
In älteren Schulen wird eigentlich wenig explizit zum Daumen Stellung bezogen. Überhaupt wurde in früheren Zeiten weniger über Haltung geschrieben als heutzutage.
Mir fällt ad hoc keine Schule ein, die ausdrücklich den Daumen in die Mitte der Hand (gegenüber des Mittelfingers) verlegen will. Jedoch gibt es die eine oder andere Schule, die Fotos oder Grafiken abbildet, auf denen der Daumen mitunter dort zu finden ist.
Im Laufe der Jahrzehnte ist man immer mehr darauf gekommen, dass die Haltung der Geige an sich schon sehr ungewöhnlich ist. Die starke Supination des linken Unterarms ist eine unnatürliche Haltung. Das braucht man nicht auch noch zu verschlimmern, in dem man eine zusätzliche Spannung in der linken Hand produziert.
Anders ausgedrückt – es ist wichtig, die linke Hand so locker wie möglich zu halten, und das ist bei fast allen Menschen dann der Fall, wenn der Daumen gegenüber vom Zeigefinger steht.
Wenn wir die Hand locker ohne Geige vor uns halten, wird der Daumen mehr oder weniger den Zeigefinger berühren und nicht den Mittelfinger, weil der Daumen neben dem Zeigefinger an der Hand “befestigt” ist. Wenn ich den Mittelfinger berühren möchte, geht das nur durch eine zusätzliche Spannung, und genau die ist eher unerwünscht.